Die Diät im Schafspelz – so erkennst du sie!

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Wenn du im Internet nach „intuitiver Ernährung“ suchst, erhältst du unendlich viele Suchergebnisse. Bei den zigtausenden Treffern, wirst du auch Dinge lesen wie „intuitiv abnehmen“, „achtsam abnehmen“, „zurück zum Wohlfühlgewicht/Wohlfühlkörper“.

Es wird mit Triggerwörtern und -sätzen gearbeitet, die gut klingen, die sich gut verkaufen lassen. Die Sehnsucht nach einem schlanken Körper ist ein Milliardengeschäft. Andere verdienen sich ein goldenes Näschen und du leidest. Du leidest unter dem Gefühl des Versagens. „Jetzt hab‘ ich diese Diät schon wieder nicht durchgehalten“ oder „Ich nehm‘ schon wieder alles zu, was ich zuvor abgenommen hab.“

Doch lass mir dir eins sagen, nicht du versagst, sondern die Diät/das Ernährungskonzept. Bei einem intentionalen Gewichtsverlust (= bewusst herbeigeführt) kommt das Gewicht in 95-96% der Fälle in spätestens 5 Jahren wieder zurück1 und 2 von 3 Menschen wiegen nach der Diät sogar noch mehr als davor2.

Was hat das ganze jetzt mit „intuitiv abnehmen“ zu tun fragst du dich? Alles!

Denn „intuitives abnehmen“ gibt es nicht. Oder sagen wir es anders, „intuitives abnehmen“ = eine Diät!

Um den Durchblick im Informationsdschungel zu bewahren, möchte ich dir in diesem Beitrag einige Tipps geben und dich auf „red flags“ hinweisen, damit du gleich weißt, was nichts mit intuitiver Ernährung zu tun hat.

Bevor wir losstarten, muss ich noch eine wichtige Frage klären: Kann es passieren, dass während ich mich mit intuitiver Ernährung beschäftige, aber dennoch Gewicht reduziere?

Dazu kann es kommen, ja. Ich erkläre es meinen Klientinnen immer so: Es hängt vor allem damit zusammen, wie dein Ernährungsverhalten bislang aussieht. Plagen dich häufig Heißhungerattacken, Essanfälle und neigst du generell häufig dazu bis zu einem unangenehmen Sättigungsgefühl zu essen? Dann befindest du dich vermutlich in einer hochkalorischen Phase. Mit der Beschäftigung deiner Intuition, deinen Bedürfnissen und deiner Wahrnehmung, werden die Heißhungerattacken, Essanfälle und das Überessen abnehmen und dein Körpergewicht wird sich womöglich nach unten regulieren.

Du merkst, ich verwende hier nur den Konjunktiv. Es kann also durchaus sein, dass dein Körper sich aktuell auf einem höheren Gewicht befindet, das nicht deinem Sollkörpergewicht entspricht. Durch die Beschäftigung mit der intuitiven Ernährung, kann dein Körper sein Sollkörpergewicht wiederfinden. Mehr Infos zum Sollkörpergewicht kannst du hier nachlesen.

Intuitive Ernährung ist IMMER gewichtsneutral

Intuitive Ernährung ist ein gewichtsneutraler Beratungsansatz, der 1995 von zwei amerikanischen Diätologinnen, Tribole & Resch, ins Leben gerufen wurde. Lies zu diesem Thema hier gern mehr.

Intuitive Ernährung ist IMMER gewichtsneutral.

Wenn dir jemand etwas andres sagt, dann stimmt das nicht bzw. dann handelt es sich dabei nicht um die intuitive Ernährung.

Wie viele meiner Klientinnen bist womöglich auch du geplagt vom ewigen Diätkreislauf, vom ständigen Gewichtspingpong, von Schuld- & Schamgefühlen nach dem Essen oder wenn du „zu wenig“ Bewegung machst. Du stehst seit Jahren auf Kriegsfuß mit deinem Körper. Bist womöglich von Gewichtsstigmatisierung und Gewichtsdiskriminierung betroffen und leidest sehr darunter.

Die intuitive Ernährung – als gewichtsneutraler Ansatz – bietet dir einen sicheren Raum dich und deine Bedürfnisse neu kennenzulernen. Abseits der Diätkultur, abseits von „schlank ist das neue gesund“.

Und genau dafür MUSS es gewichtsneutral sein. Es darf nichts mit Abnehmen zu tun haben. Weil das nicht im Fokus steht.

"Bei mir funktioniert intuitives Essen nicht!"

Das „Problem“ beim intuitiven Essen ist, dass viele hilfesuchende Menschen nun aber doch bei Abnehmcoaches landen, die das Intuitive Essen aus Marketinggründen verkaufen. Die Betroffenen berichten dann, dass das intuitive Essen bei ihnen genauso wenig funktioniert wie eine Diät. Und wieder bekommen diese Menschen das Gefühl, sie hätten schon wieder etwas falsch gemacht. „Bei allen funktioniet es, nur bei mir nicht!“

Doch der entscheidende Unterschied liegt darin: Beim intuitiven Essen kannst du keine Fehler machen!

Die "red flags" der intuitiven Ernährung

Wenn mit folgenden Aussagen geworben wird, dann halte lieber Abstand

  • Wording: Wird dir intuitiv / genussvoll Abnehmen versprochen, also etwas, was Gewichtsmanipulation erahnen lässt? Finger weg!
  • Gibt es Regeln? Wenn es mindestens eine Regel gibt, ist es nicht intuitiv essen. Auch zu jeder Mahlzeit Gemüse essen ist schon eine Regel und das ist eindeutig kein muss! Natürlich gibt es Anhaltspunkte bei der intuitiven Ernährung – die 10 Prinzipien der intuitiven Ernährung, denn ohne diesen Rahmen, wie ich ihn gern nenne, ist es für manche Personen sehr schwierig wieder zur eigenen Intuition zu finden.
  • Wird dir gesagt, dass du etwas falsch machen kannst? Achtung! Die Diätkultur hat sich dann auch hier eingeschlichen. Denn du kannst nichts falsch machen! Aus jeder Situation kannst du etwas lernen, macht dich um eine Erfahrung reicher und du lernst dich und deine Bedürfnisse dadurch nur noch besser kennen.
  • Du sollst nur bei körperlichem Hunger essen. Damit machst du dich nur verrückt. Wir essen nicht nur aus den Gründen, dass unser Körper Nährstoffe braucht, wir essen auch aus Genuss und Wohlbefinden. Wir dürfen auch in Abwesenheit von körperlichem Hunger essen!
  • Emotionales Essen wird dir so vermittelt, als wäre es etwas Schlechtes, verboten und sollte vermieden werden. Die Marketing-Message: „Nie wieder emotional essen“. Es gibt nicht nur negative Emotionen, sondern auch positive Emotionen, ohne welche wir erst gar nicht essen würden.
  • Das Versprechen, dass du dein Wohlfühlgewicht erreichst, ist auch eindeutig eine red flag bei der intuitiven Ernährung. Warum es problematisch ist? Weil „das Wohlfühlgewicht“ für viele Personen niedriger ist als ihr aktuelles Gewicht. Das Gewichtsthema steht dann im Vordergrund – was den Weg zurück zum intuitiven Ernährungsverhalten lediglich verhindert.
Wer ist überhaupt berechtigt Ernährungstherapien durchzuführen?

Um auch hier aus dem Informationsdschungel herauszufinden, gebe ich dir in Stichpunkten eine Übersicht, wer in Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz ernährungsmedizinische Beratungen durchführen darf.

  • In Österreich dürfen Ernährungswissenschaftler*innen nur gesunde und keine kranken Personen beraten. Nur Diätolog*innen dürfen bei gesunden & kranken Menschen ernährungsmedizinische Beratungen durchführen.
  • Leider ist der Begriff Ernährungsberatung in Deutschland nicht gesetzlich geregelt, definiert und geschützt. Jeder kann Ernährungsberatung anbieten und sich als Ernährungsberater*in bezeichnen. Die Berufsgruppe der staatlich anerkannten Diätassistent*innen ist optimal auf die qualifizierte Ernährungsberatung vorbereitet und nur sie dürfen ernährungsmedizinische Beratungen durchführen.
  • In der Schweiz wird die Berufsgruppe, welche ernährungsmedizinische Beratungen durchführen darf, diplomierte*r Ernährungsberater*in HF/FH
  • In Italien wird ein*e Diätolog*in als „Dietista“

Unter www.intuitiveeating.org findest du übrigens alle zertifizierten intuitiv Essen Berater*innen – bei denen wirst du zu 100% gewichtsneutral beraten und auf deinem Weg zurück zum intuitiven Essverhalten begleitet. Warum du mich dort noch nicht findest? Auch ich habe die Ausbildung bei Tribole & Resch absolviert (besteht aus 3 Teilbereichen). Der letzte Bereich, die Supervision mit einer der zwei Frauen, fehlt mir tatsächlich noch. Shame on me – ich versuche mir dafür seit 3 Jahren einen Termin zu buchen 🥲, aber nie passt der Zeitpunkt bzw. besser gesagt die Uhrzeit (die Frauen sind von Amerika = Zeitverschiebung). Mittlerweile hab ich meinen Supervisionstermin aber, dann steh‘ auch ich offiziell in der Liste – yippie 🥳

Quellen

[1] Mann, T., Tomiyama, A. J., Westling, E., Lew, A. M., Samuels, B., & Chatman, J. (2007). Medicare’s search for effective obesity treatments: diets are not the answer. American Psychologist, 62(3), 220.

[2] Wing, R. R., & Phelan, S. (2005). Long-term weight loss maintenance. The American journal of clinical nutrition, 82(1), 222S-225S.

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